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Barbarossa-Höhle

Verantwortlicher Autor: Stefan Siedler Mühlen / Rottleben, 10.11.2019, 07:42 Uhr
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Barbarossa-Höhle
Barbarossa-Höhle  Bild: Natalia Siedler

Mühlen / Rottleben [ENA] Sind Berghöhlen nicht immer wieder faszinierend? Im Sommer schön kühl, im Winter angenehm warm, aber woher weiß die Höhle immer wann Winter und wann Sommer ist? Mit einem Lächeln dazu später mehr. Wir befinden uns im südlichen Teil des Harzes, in der eigenständigen Region

um die einstige Burg Kyffhausen herum. Von der weitsichtbaren, stolzen Burg vergangener Tage Friedrich Barbarossas sind nur noch Reste zu finden, so reden wir heute vom Kyffhäuser. Was findet der neugierige, interessierte Tourist hier? Nun, ein Denkmal von Kaiser Wilhelm I. vom Ende des 19. Jhdt. Ja, schön und gut, aber sowas ähnliches gibt es auch u.a. in Koblenz und das Völkerschlachtdenkmal im 90 km entfernten Leipzig überragt es in vielerlei Hinsicht. Und auch ein 360°Panometer, Malerei aus vergangenen DDR Zeiten, in dessem Mittelpunkt der wohl erste deutsche Revoluzzer Thomas Müntzer (1489 – 1525) und seine Rolle im Bauernkrieg 1524/25 steht.

Das Asisi Panometer in Wittenberg (170 km entfernt) zu Martin Luther punktet in moderner Ausstattung und besserer Erlebbarkeit. Und dann folgt der Interessierte einem der vielen Wegweiser und er erreicht Rottleben. Und hier gibt es tatsächlich etwas, was tatsächlich nur noch ein weiteres Mal gibt, das aber 3.200 km entfernt Zweimalig auf der Welt, einmalig in der Region um Frankenhausen und weit drüber hinaus: die Barbarossa-Höhle. Was ist nun so einmalig? Schließlich – so die Geschichten rund um den Kyffhäuser - ist ja nur von einem schlafenden Barbarossa die Rede. Doch darum geht es bei weitem nicht. Als 1860 Bergarbeiter ein Vorkommen an Kupfererzen vermuteten, schlugen 3 von ihnen einen Stollen in den Berg.

Ein Vorankommen von gut 10 cm täglich. Nach über 5 Jahren trafen sie auf ein Höhlengebilde. Ungeachtet und ohne zu wissen, was sie entdeckten, durchliefen sie die Räume und suchten am anderen Ende weiter. Sie fanden aber keine nennenswerten Vorkommen, so blieb es bei den Erschließungskosten, heute ein welch unfassbares Glück! Die Barbarossa Höhle ist eine ohne Tropfsteine. Die Wände und Decken bestehen aus einer besonderen Art des Gipses. Durch besondere Klimaveränderungen vor gut 220 Mio. Jahren (+/-) veränderten sich die Kristalle chemisch. So entstand hier und da etwas "Marienglas", aber hauptsächlich was ganz ganz besonderes. Was einmaliges, genau genommen zweimaliges, nur noch im Ural-Gebirge wieder zu finden.

Durch Druck verlor der primär abgelagerte Gips des Zechsteinmeeres sein Kristallwasser, dadurch entstand Anhydrit. Untersättigt ist er stark hygroskopisch. Wie ein Magnet das Eisen zieht es die Feuchtigkeit magisch an. Genaugenommen das Wasser, das sich in der zu 96 % gesättigten Umgebungsluft der Höhle befindet. Dieser Vorgang bleibt nicht ohne Folgen: das Volumen des Anhydrit-Gesteins erhöht sich auf über 60 % und blättert, bzw. schält sich von Wänden und Decken ab. Ab einem bestimmten Punkt verliert es dann den Kampf mit der Schwerkraft und fällt herunter, die frisch freigelegte Schicht nimmt wieder Wasser auf, der Prozess beginnt von vorn. Ein ewiger Kreislauf und hinterlässt so ein unfassbar fantastisches, einmaliges Fresko.

Denn die Höhle sah vorher nie so aus und wird auch nie wieder so aussehen – über Jahre in kleinsten Details, über Jahrzehnte auch für den Besucher sichtbar. Bei der Stuckdecke wären sogar die berühmtesten Baumeister des Barocks oder der Renaissance rot angelaufen. Die Deckenfresken sorgen für ein echofreies Schallerlebnis, das mit einem unfassbaren Aufwand in der Elbphilharmonie (HH) kopiert wurde. So finden hier auch regelmäßig Konzerte statt. Aber dabei bitte nicht zu laut sein, denn in unmittelbarer Nähe schläft ja noch Kaiser Barbarossa. Nicht, dass er – außerplanmäßig - erwacht … . Zu sehen ist er hinter seinem, nicht ganz natürlich entstandenem Thron.

Durchzogen wird die Höhle mit einem fließenden Gewässer, welches eine ganze Woche benötigt, um das Areal wieder zu verlassen. Dessen Wasser ist so kalk gesättigt, dass die Lichtbrechung so stark ist wie sonst nirgendwo. Gästeführer/innen führen das mit der Steckerlprobe vor und erklären auch, wie man von der Farbe eines Sees auf dessen Tiefe schließen kann. Selbst Leben existiert hier. Die Ringelwürmer Troglochaetus beranecki delacheaux und einige andere Tierchen ernähren sich von Plankton und Kleinstlebewesen. Zum Beginn unseres Berichtes zurück, die Temperaturen in der Höhle lagen in der Vergangenheit das ganze Jahr konstant über 9°C. Überraschenderweise stieg in jüngster Vergangenheit die Temperaturen um einen Grad

so werden sich auch bald Klimaforscher mit der Höhle beschäftigen. Doch bis dahin, beschäftigen Sie sich doch damit und erleben die Barbarossa Höhle bei einem Besuch immer wieder neu. Sie ist geöffnet vom 1. April bis 31. Oktober täglich von 10.00 Uhr (erste Führung) bis 17.00 Uhr (letzte Führung). Und vom 1. November bis 31. März von Dienstag bis Sonntag, von 10.00 Uhr (erste Führung) bis 16.00 Uhr (letzte Führung). Bitte beachten Sie abweichende Öffnungszeiten bei Veranstaltungen, diese finden Sie auf der Homepage https://www.barbarossahoehle.de/aktuelles.html. Der Eintritt ist nur im Rahmen einer lohnenswerten Führung möglich. Die Preise finden die geschätzten Leser hier: https://www.barbarossahoehle.de/besucherinformationen/preise.html

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